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William (Wilhelm) Falconer's Bemerkungen über den Einfluß des Himmelsstrichs Eine umwelttheoretische Abhandlung mit geistesgeschichtlichem Kontext?

Author(s) / Creator(s)

Stallmeister, Walter

Abstract / Description

Der Beitrag soll ein erster Versuch sein, ein vergessenes Buch des britischen Mediziners und Schriftstellers William Falconer (1741-1805) geistesgeschichtlich einzuordnen. Dieses im Jahre 1781 erschienene Buch ("Bemerkungen über den Einfluss des Himmelsstrichs auf den Menschen", im Original längerer Titel entsprechend den damaligen Gepflogenheiten) ist das erste Buch eines sechs Bücher umfassenden Werks, die alle von verschiedenen Einflüssen (u. a. Landesgröße, Lebensart, Nahrungsmittel) auf den Menschen handeln. Im ersten, hier darzustellenden Buch betrachtet Falconer von einem streng milieutheoretischen Gesichtspunkt aus nahezu ausschließlich die "Wirkung der Luft in Rücksicht auf ihre verschiedene Wärme" und ordnet den drei "Himmelsstrichen" (heiße, gemäßigte und kalte Klimazone) unterschiedliche Formen des "sittlichen Charakters" zu. So sei bei Bewohnern heißer Länder "die Summe der Laster vermehrt" (bedingt "durch die Stärke der Empfindungstätigkeit") im Vergleich zu den kalten Ländern, in denen es "vergleichsweise wenig und selten ganz unsittliche Begierden" gebe. In gemäßigten Ländern seien die Leidenschaften mittelmäßig stark. Das gleiche Beurteilungsschema verwendet Falconer auch für die zugehörigen Regierungsformen (Despotismus in heißen Ländern u. a. wegen Anstrengungsscheu und allgemeiner Sittenverderbnis sowie in kalten Ländern wegen der "Fühllosigkeit" der Bewohner, günstigere Gegebenheiten in den gemäßigten Ländern) und auf die Religionsvarianten (u. a. südeuropäischer Katholizismus als zur Sinnlichkeit neigende Religionsform). Aus den Ausführungen lässt sich folgern, dass Falconer die eigenen Umweltverhältnisse im nördlichen Europa, vor allem in England, für die förderlichsten hält. Insgesamt erweist er sich als stark der Aufklärung verhaftet (Hochschätzung von bürgerlicher Freiheit, Gewissensfreiheit in der Religion, Bemühung um wissenschaftliche Bewältigung des Stoffgebiets). Ideengeschichtliche Einflüsse bzw. Parallelen bei Zeitgenossen (C. L. Montesquieu, J. G. Herder) werden angesprochen.

Persistent Identifier

Date of first publication

1987

Journal title

Geschichte der Psychologie - Nachrichtenblatt

Volume

4

Issue

11

Publisher

Lehrgebiet Psychologie sozialer Prozesse der FernUniversität Hagen

Publication status

publishedVersion

Review status

peerReviewed

Citation

  • Author(s) / Creator(s)
    Stallmeister, Walter
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2017-06-14T08:16:56Z
  • Made available on
    2017-06-14T08:16:56Z
  • Date of first publication
    1987
  • Abstract / Description
    Der Beitrag soll ein erster Versuch sein, ein vergessenes Buch des britischen Mediziners und Schriftstellers William Falconer (1741-1805) geistesgeschichtlich einzuordnen. Dieses im Jahre 1781 erschienene Buch ("Bemerkungen über den Einfluss des Himmelsstrichs auf den Menschen", im Original längerer Titel entsprechend den damaligen Gepflogenheiten) ist das erste Buch eines sechs Bücher umfassenden Werks, die alle von verschiedenen Einflüssen (u. a. Landesgröße, Lebensart, Nahrungsmittel) auf den Menschen handeln. Im ersten, hier darzustellenden Buch betrachtet Falconer von einem streng milieutheoretischen Gesichtspunkt aus nahezu ausschließlich die "Wirkung der Luft in Rücksicht auf ihre verschiedene Wärme" und ordnet den drei "Himmelsstrichen" (heiße, gemäßigte und kalte Klimazone) unterschiedliche Formen des "sittlichen Charakters" zu. So sei bei Bewohnern heißer Länder "die Summe der Laster vermehrt" (bedingt "durch die Stärke der Empfindungstätigkeit") im Vergleich zu den kalten Ländern, in denen es "vergleichsweise wenig und selten ganz unsittliche Begierden" gebe. In gemäßigten Ländern seien die Leidenschaften mittelmäßig stark. Das gleiche Beurteilungsschema verwendet Falconer auch für die zugehörigen Regierungsformen (Despotismus in heißen Ländern u. a. wegen Anstrengungsscheu und allgemeiner Sittenverderbnis sowie in kalten Ländern wegen der "Fühllosigkeit" der Bewohner, günstigere Gegebenheiten in den gemäßigten Ländern) und auf die Religionsvarianten (u. a. südeuropäischer Katholizismus als zur Sinnlichkeit neigende Religionsform). Aus den Ausführungen lässt sich folgern, dass Falconer die eigenen Umweltverhältnisse im nördlichen Europa, vor allem in England, für die förderlichsten hält. Insgesamt erweist er sich als stark der Aufklärung verhaftet (Hochschätzung von bürgerlicher Freiheit, Gewissensfreiheit in der Religion, Bemühung um wissenschaftliche Bewältigung des Stoffgebiets). Ideengeschichtliche Einflüsse bzw. Parallelen bei Zeitgenossen (C. L. Montesquieu, J. G. Herder) werden angesprochen.
    de_DE
  • Publication status
    publishedVersion
  • Review status
    peerReviewed
  • ISSN
    0177–252X
  • Persistent Identifier
    https://psycharchives.zpid.de/handle/20.500.12034/288
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.275
  • Language of content
    deu
  • Publisher
    Lehrgebiet Psychologie sozialer Prozesse der FernUniversität Hagen
    de_DE
  • Is part of series
    Geschichte der Psychologie – Nachrichtenblatt
  • Title
    William (Wilhelm) Falconer's Bemerkungen über den Einfluß des Himmelsstrichs Eine umwelttheoretische Abhandlung mit geistesgeschichtlichem Kontext?
  • DRO type
    article
  • Issue
    11
  • Journal title
    Geschichte der Psychologie - Nachrichtenblatt
  • Volume
    4
  • Visible tag(s)
    Version of Record