Hermann Ebbinghaus, geb. am 24. 1. 1850 Einige historiographische Anmerkungen zu einem wenig beachteten Gedenktag
Author(s) / Creator(s)
Brauns, Horst-Peter
Abstract / Description
Anlässlich des am 24. 01. stattfindenden 150. Geburtstages von Hermann Ebbinghaus (1850-1909) wird versucht, ihn ideengeschichtlich in seine Zeit einzuordnen. So werden Einschätzungen seiner psychologischen und philosophischen Auffassungen durch W. Dilthey und W. Stern zitiert. Vor allem aber wird der Versuch unternommen, ihn von anderen bedeutenden zeitgenössischen Psychologen wie W. Wundt und G. T. Fechner abzugrenzen. So habe Ebbinghaus in seinem epochemachenden Werk von 1885 "Über das Gedächtnis" erstmalig in vollem Umfang ein rein psychisches Geschehen unter breitestem Konsens der zeitgenössischen wissenschaftlichen Gemeinschaft dem quantitativ-metrischen Experiment zugänglich gemacht. Zu den wesentlichsten Bedingungen dafür zählten neben den vorgelegten Einzelresultaten möglichst genaue Angaben über Fehlergrößen und Mathematisierungen. Diese Kriterien für messende Experimentaluntersuchungen würden in verfeinerter Form heute noch gelten. Auch aktuell tätige Gedächtnispsychologen würden sich retrospektiv mit ihrem Forschungsgebiet in eine Tradition einreihen, die im Wesentlichen auf Ebbinghaus' Erstuntersuchung zurückgehen würde. Für Fechners Psychophysik gelte demgegenüber, dass die Psychophysik sowohl einen mit ihrer Entstehung zusammenhängenden weltanschaulich-naturphilosophischen Geltungsbereich habe als auch von Fechner und seinen Zeitgenossen weniger als reine Psychologie gewertet worden sei. Sinngemäß Ähnliches könne möglicherweise auch von Wundts "Physiologischer Psychologie" behauptet werden. Bezeichnend sei auch, dass Ebbinghaus ein Lehrbuch ohne einschränkendes Beiwort schlicht als "Grundzüge der Psychologie" veröffentlicht und so auf dem Sektor des Lehrbuchs eine Psychologisierung der experimentellen Psychologie verwirklicht habe. Er könne als einer der ersten akademisch professionalisierten Psychologen bezeichnet werden.
Persistent Identifier
Date of first publication
2000
Journal title
Geschichte der Psychologie - Nachrichtenblatt
Volume
17
Issue
36
Publisher
Lehrgebiet Psychologie sozialer Prozesse der FernUniversität Hagen
Publication status
publishedVersion
Review status
peerReviewed
Citation
-
376-1423-1-PB.pdfAdobe PDF - 496.13KBMD5: ff01b8a42a5255e39da4f60d80dce03b
-
There are no other versions of this object.
-
Author(s) / Creator(s)Brauns, Horst-Peter
-
PsychArchives acquisition timestamp2017-06-14T08:16:32Z
-
Made available on2017-06-14T08:16:32Z
-
Date of first publication2000
-
Abstract / DescriptionAnlässlich des am 24. 01. stattfindenden 150. Geburtstages von Hermann Ebbinghaus (1850-1909) wird versucht, ihn ideengeschichtlich in seine Zeit einzuordnen. So werden Einschätzungen seiner psychologischen und philosophischen Auffassungen durch W. Dilthey und W. Stern zitiert. Vor allem aber wird der Versuch unternommen, ihn von anderen bedeutenden zeitgenössischen Psychologen wie W. Wundt und G. T. Fechner abzugrenzen. So habe Ebbinghaus in seinem epochemachenden Werk von 1885 "Über das Gedächtnis" erstmalig in vollem Umfang ein rein psychisches Geschehen unter breitestem Konsens der zeitgenössischen wissenschaftlichen Gemeinschaft dem quantitativ-metrischen Experiment zugänglich gemacht. Zu den wesentlichsten Bedingungen dafür zählten neben den vorgelegten Einzelresultaten möglichst genaue Angaben über Fehlergrößen und Mathematisierungen. Diese Kriterien für messende Experimentaluntersuchungen würden in verfeinerter Form heute noch gelten. Auch aktuell tätige Gedächtnispsychologen würden sich retrospektiv mit ihrem Forschungsgebiet in eine Tradition einreihen, die im Wesentlichen auf Ebbinghaus' Erstuntersuchung zurückgehen würde. Für Fechners Psychophysik gelte demgegenüber, dass die Psychophysik sowohl einen mit ihrer Entstehung zusammenhängenden weltanschaulich-naturphilosophischen Geltungsbereich habe als auch von Fechner und seinen Zeitgenossen weniger als reine Psychologie gewertet worden sei. Sinngemäß Ähnliches könne möglicherweise auch von Wundts "Physiologischer Psychologie" behauptet werden. Bezeichnend sei auch, dass Ebbinghaus ein Lehrbuch ohne einschränkendes Beiwort schlicht als "Grundzüge der Psychologie" veröffentlicht und so auf dem Sektor des Lehrbuchs eine Psychologisierung der experimentellen Psychologie verwirklicht habe. Er könne als einer der ersten akademisch professionalisierten Psychologen bezeichnet werden.de_DE
-
Publication statuspublishedVersion
-
Review statuspeerReviewed
-
ISSN0177–252X
-
Persistent Identifierhttps://psycharchives.zpid.de/handle/20.500.12034/248
-
Persistent Identifierhttps://doi.org/10.23668/psycharchives.235
-
Language of contentdeu
-
PublisherLehrgebiet Psychologie sozialer Prozesse der FernUniversität Hagende_DE
-
Is part of seriesGeschichte der Psychologie – Nachrichtenblatt
-
TitleHermann Ebbinghaus, geb. am 24. 1. 1850 Einige historiographische Anmerkungen zu einem wenig beachteten Gedenktag
-
DRO typearticle
-
Issue36
-
Journal titleGeschichte der Psychologie - Nachrichtenblatt
-
Volume17
-
Visible tag(s)Version of Record